Über die Konkurrenzfähigkeit von DIY-Produkten

Weil ich gefragt worden bin, ob DIY konkurrenzfähig sein kann in einem Umfeld, das von industrieller Massenproduktion dominiert wird.

Zuerst sei einmal vorausgeschickt, dass heutige Billigpreise oft nur durch Ausbeutung möglich sind. Weiters sind selbsterzeugbare Produkte von Industrieprodukten meist grundsätzlich verschieden, weil die Möglichkeit etwas selbst zu machen (und wieder zu verändern) Freiheiten bietet, die konventionellen Produkten meist fehlt. Dadurch ist ein direkter Vergleich oft gar nicht möglich. - Aber um diese Punkte geht es mir diesmal nicht!

Es ist klar, dass niemand DIY-Stahlrohre machen wird und DIY-Laptops auch nicht. Ersteres ist so "einfach", dass es die Schwerindustrie viel billiger machen kann und letzteres so kompliziert, dass es weder technisch noch logistisch in greifbarer Nähe ist.

Aber nicht überall hat das kapitalistische Wirtschaftssystem effiziente Strukturen verbreitet und günstige Produkte hervorgebracht: Eine Wärmepumpe (zum Heizen) ist ca. 10 Mal so teuer wie ein Kühlgerät mit gleicher Leistung - obwohl es technisch (beinahe) das Gleiche ist. Die Firma "Singer" musste schon vor über hundert Jahren erkennen, dass eine Nähmaschine, mit einer Lebensdauer von 150 Jahren, für jede Nähmaschinenfabrik den Ruin bedeutet - damals war man schon nahe an der Marktsättigung. Zum Glück wurden wenig später die Kunststoffe erfunden und so stand dann ein Material zur Verfügung, das weniger lang hält.

Die beiden Beispiele sind vielleicht extrem (und das mit der Nähmaschine nicht ganz sorgfältig recherchiert), aber es gibt genug ähnliche Fälle. Der freie Markt regelt offensichtlich nicht alles und holt nicht immer das Optimum heraus. - Zumindest nicht, solange die Akteure weitgehend kapitalistisch handeln.

Eben genau weil kapitalistische Marktteilnehmer das Ziel haben, ihr Kapital zu vergrößern und nicht einen Bedarf zu befriedigen, können sie manche Produkte nicht erzeugen und manche Technologien nicht entwickeln. DIY-Produktion kann sich voll auf den Bedarf konzentrieren, anstatt neue Abhängigkeiten zu erschaffen. Meiner Meinung nach ist das ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.


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